Die Hotellobby

Mit Sonnenbrille und Kapuzenpullover getarnt betrat Kylie die Lobby des hiesigen Hotels. "Woah", dachte sie laut. "Hier werde ich ab heute also wohnen und arbeiten. Wie geil!" Sie grinste und schob ihre Sonnenbrille hoch, sodass sie den Raum in seiner eigentlichen Helligkeit bewundern konnte. Es fiel ihr schwer, den Blick auf eine Stelle des Raumes zu beschränken. Zu überwältigt War sie davon.

Mit einem letzten Kontrollblick auf meinen digitalen Terminkalender, stehe ich auf und umrunde den, für meine Verhältnisse eigentlich zu großen Schreibtisch. Wie lange bin ich nun hier? Schon einige Monate und ich habe mich noch immer nicht in meinen Undercoverberuf eingelebt. Ich knöpfe mein Jackett zu und richte noch einmal den Kragen meines Hemdes. Das sind schon alle Routinegriffe. Ein Zeitcheck und dann verlasse ich das Zimmer. Weder mit dem Anzug tragen, noch mit der Pünktlichkeit habe ich es. Viel lieber läge ich jetzt zu Hause auf dem Sofa mit Jogginghose und Gitarre. Auf dem Weg in die Lobby übe ich meinen ernsten Gesichtsausdruck. Ich bin definitiv nicht für eine solche seriöse Arbeit geschaffen. Aber gut, Augen zu und durch. Von der Anhöhe herab, begutachte ich die Lobby. Es herrscht das gewohnte Wirrwar von menschen die das Gebäude betrete und verlassen. Ein letztes Mal atme ich tief durch und steige dann mit eleganten und geschmeidigen Bewegungen die Treppe hinunter. In der Mitte der Lobby steht eine junge Frau mit dunklem Haar und roten Lippen. Das wird sie wohl sein. Ich räuspere mich. "Miss Sinclair?", spreche ich sie vorsichtig und höflich an. "Iduna. Wir hatten telefoniert wegen der Stelle der Barkeeperin. Ich freue mich sie im Hotel Undercover begrüßen, zu können.", lächle ich und reiche ihr die Hand. Ich hasse diese förmlichen, fast schon auswendig gelerntn Formulierungen. Aber wenn man mich als Chef ernst nehmen soll, muss ich da wohl durch.

Kylie reagierte vorerst nicht. Schließlich musste sie sich noch an ihren Undercovernamen gewöhnen. Nach einigen Sekunden der von ihr ausgehenden Stille bemerkte sie endlich, dass sie gemeint war. Hastig schüttelte sie die Hand von Mr Iduna, wie sie erfahren hatte. "Ja, genau.Deshalb bin ich hier" sie nickte eifrig und warf ihrem Gegenüber ein kurzes Lächeln zu.

Die junge Frau mir gegenüber schein nicht bemerkt, zu haben das ich sie angesprochen habe. War wohl doch die falsche...vielleicht hättest du dir das Bewerbungsfoto nochmals ansehen sollen. Oder mitnehmen.. bloß nicht. Das käme echt erbärmlich. Es ist schon besser so wie es ist. Ich will gerade ansetzen und mich für die Störung entschuldigen und aufklären, das ich mich in der Person geirrt habe, als sie reagiert. Ein Glück, doch nicht falsch. Ich rufe einen Pagen heran, der ihr die Koffer abnimmt. Dann beginne ich, zu erklären. " Ihre Koffer werden für Sie aufs Zimmer gebracht. Ich werde ihnen nun das Hotel zeigen, wenn Sie mir bitte folgen würden." Während ich versuche seriös aufzutreten, verraten meine lockern Gesten meine innere Gelassenheit. Ich entferne mich ein paar Schritte ehe ich dann stehenbleibe und darauf warte, das sie mir wirklich folgt. Sie sieht nicht aus, als wäre sie ein Star. ich sollte vorsichtig sein.

Vor lauter Aufregung über die neue Situation musterte Kylie ihren Gegenüber nixht weiter. Sie glaubte ihm einfach aufs Wort, da er seinen Text einigermaßen gut kannte, was darauf hinwies, dass er dies schon des öfteren getan hatte. "Ja klar, gern. Kein Problem" sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, bevor sie ihn hinterher ging.

Sie zögert einen Moment, ehe sie mir dann folgt. "Haben Sie keine Angst. Ich habe noch keinen unserer Mitarbeiter gebissen", scherze ich. Ein kleinen Spaß kann ich mir nicht nehmen. "Über ihren Arbeitsbeginn hatten wir schon gesprochen?", erkundige ich mich, während ich die Lobby durchquere. Ich zeige ihr die einzelnen abteile des Hotel und gebe dann ein paar Informationen darüber. Die meisten die sich dieser Führung von mir unterziehen, könnten meistens schon nach den ersten drei Sätzen einschlafen. Zugegeben, ich auch. Ich bin es genauso leid es, zusagen wie sie , zu hören. Aber da müssen wir eben durch. Ein besonderes Augenmerk lege ich auf ihren Arbeitsplatz. Ich erkläre ihr alles, was sie vorerst wissen muss. Als wir dann die Lobby wieder erreichen, atme ich tief durch. Geschafft! Die erste Tortur habe ich hinter mich gebracht. Ich will nach Hause in mein Bett... "Nun, da wären wir also wieder. Haben Sie denn noch irgndwelche Fragen?" Ich sehe sie an.

"Es gibt für alles ein erstes Mal" bemerkte Kylie lächelnd. "Nicht, dass ich wüsste, nein" sie schüttelte mit dem Kopf, als sie nach dem Arbeitsbeginn gefragt wurde. Bei den ganzen Details über das Hotel hörte sie nur mit halbem Ohr zu. Die ganzen Fakten hätten sie zurzeit nur unnötig überfordert. Lediglich als er sie in die Arbeit an der Bar einwies, wurde sie hellhörig. Hier würde sie schließlich einen großen Teil ihrer Zeit verbringen! Umso erleichterte War sie, als sie wieder in der Lobby ankamen. Endlich konnte sie erstmal ankommen und sich an ihr neues Selbst gewöhnen. "Fragen habe ich keine weiter. Ich bedanke mich für die Führung, Mr Iduna" sie lächelte ihn aufrichtig an.

"In der Tat, das gibt es.", stimme ich ihr lächelnd zu. " Dann sollten wir das später dringend noch besprechen.", sage ich nickend. Memo an mich: Vergiss das nicht! Die freut sich sonst ein Ast ab. Und das auf die Kosten des Hotels.....alter! Seid wann denke ich bitte so!? Ich bin krank! Sehr sehr krank! Am Ende der Führung lächelt sie mir so. "Gerne. Wenn sie Fragen haben, Sie wissen nun, wo sie mich finden." Ich will mich mit einer höflichen Geste abwenden, bis es mir wieder einfällt. "Bevor ich es vergesse, Sie sollten sich ebenso beim Hotelmanager vorstellen. Die Treppe rauf,links und dann den Gang entlang. Am Ende dann wieder links. Die Tür gegenüber meines Büros.", ergänze ich dann. "Dann wünsche ich Ihnen einen angenehmen Aufenthalt und Willkommen im Team, Miss Sinclair. Ich freue mich auf gute Zusammenarbeit." Mit diesen Worten wende ich mich ab. Yes! Hätten wir das geschafft ohne uns über den eigenen Ausdruck, zu übergeben. Ich sollte Erik bescheid sagen, das er später noch einen besuch abgestattet bekommt.

Kylie nickte mittlerweile bloß noch aus Höflichkeit und warf hin und wieder mal ein "Okay" in den Raum. Weitere Konversation hätte nur zu Smalltalk geführt und dazu wsr sie nun absolut nicht in der Stimmung. "Ich mich auch" verkündete sie am ende der Unterhaltung lächelnd und hoffte insgeheim wirklich auf gute Zusammenarbeit mit dem Team. An ihrem vorigen Arbeitsplatz War es schließlich hin und wieder passiert, dass man sie einfach ohne Vorwarnung von hinten genommen hatte. Buchstäblich.

Da Kylie keinen Plan hatte, was sie nun noch tun sollte, beschloss sie, den Manager aufzusuchen und machte sich auf den Weg in dessen Büro.

Voll bepackt mit Koffer und Gitarre und wie meistens schwarz gekleidet betrete ich die Lobby des Hotels. Ich blicke noch einmal zurück zur Tür, durch die ich sehen kann, wie der Angestellte meinen mattschwarzen Camaro zur Parkanlage fährt. Nachdem ich einige Schritte in das Gebäude hinein getan habe, stelle ich meine Koffer erst einmal ab, ziehe die Schulterblätter nach hinten und lasse die Gelenke dabei ordentlich knacken. Dann nehme ich meine Sonnenbrille ab und sehe mich um. Cool hier. Sehr modische Einrichtung, das muss man schon sagen. Gefällt mir. Wer auch immer hier der Innenarchitekt war, hat seinen Job gut gemacht. Nur, warum ist hier keine Menschenseele zu sehen? Ich kann niemanden an der Rezeption entdecken. Hm, die halten ihre Versprechen von wegen "ruhig" und so weiter, denke ich mir und grinse dabei. Doch irgendwie wusste ich jetzt nicht so genau, was ich als nächstes tun sollte...

Ich atme tief durch als ich vor der Tür stehe. So jemand unverschämtes. Grundlegend bin ich nicht jemand der auf sowas verklemmt reagiert und auch wenn das hier ein Hotel für jeden Promi ist, so kann man doch Respekt erwarten. Außerdem kann ich mir vor den normalen Angestellten nicht die Blöße geben, das so mit mir geredet wird. Okay, Eric. Lass sie nur machen. Jeder bekommt das was er verdient zu seiner Zeit. Mein Blick fällt auf meine Armbanduhr. Noch immer nicht Zeit nach Hause, zu gehen. Ich musste wirklich schon einiges als Führungskraft über mich ergehen aber ein solches Verhalten hatte ich lange nicht. Ich brauche jetzt erst einmal frische Luft. Beim hinunter spazieren der Treppe, richte ich mein Jackett. Diese Anzugsjacken sind schrecklich unbequem.

Ich höre Schritte und schaue mich erneut um. Da sehe ich einen jungen Mann im Anzug die Treppe hinunterlaufen. Ich beobachte ihn genauer und schätze ihn grob auf Mitte zwanzig. Außerdem scheint er ein bisschen gestresst zu sein, seiner Miene nach zu urteilen. Er zupft unruhig an seinem Anzug herum, als wäre er innerlich etwas unausgeglichen. Ich stecke meine Sonnenbrille, die ich noch in der Hand habe, mit dem Bügel in den Ausschnitt meines schwarzen T-Shirts und hebe die linke Hand, um den Mann zu grüßen. Er scheint mich zu bemerken (wie denn auch nicht, schließlich kommt er direkt auf mich zu).

Es klingt total danach als wäre ich eine Memme wenn ich sage, ich will nach Hause bzw. in mein Appartement, aber es ist in der Tat der Fall. Heute scheint man es nicht gut mit zu meinen. Mitten in der Lobby steht ein Herr, in schwarz gekleidet. Er hebt die Hand um mich, zu grüßen. Ich nicke ihm freundlich zu. "Guten Tag, kann ich ihnen helfen?", erkundige ich mich und bleibe stehen.

"Guten Tag, kann ich ihnen helfen?", fragt der junge Mann mich. Er macht dabei einen freundlichen Eindruck. "Hi! Ja, können Sie in der Tat. Will Johnson ist mein Name" ich freue mich insgeheim, dass es mir gelungen war, an mein Pseudonym zu denken, "der neue Barkeeper hier. Sie wissen nicht zufällig, wo ich mich hier als erstes melden soll? Ich sehe hier nämlich keinen Menschen außer Ihnen." Ich fahre mir mit den Fingern durch den Bart und mustere den Mann. Er ist ein Stuck kleiner als ich und sieht mich direkt an. Er versucht zwar, freundlich und ausgeglichen zu wirken, doch das gelingt ihm nicht ganz. Er erinnert mich ein bisschen an meinen Produzenten, wenn er seinen Stress verbergen will, und bei dem Gedanken muss ich grinsen.

Als der Mann sich vorstellt, fällt es mir wie schuppen von den Augen. Der zweiten, den ich eingestellt habe... Ich gehöre wirklich ins Bett. Jedenfalls weiß ich jetzt wie sich mein Manager immer fühlen muss. Schließlich bin ich auch nicht unbedingt ein leichter Klient. "Herr Johnson, genau, ich erinnere mich an Sie. " mache ich einleuchtend. "Verzeihen sie mir bitte das ich unsere Treffen versäumt habe, ich hatte eine kleine Besprechung. Héro Iduna, mein Name. Personalchefs des Hotels. Wir hatten bereits miteinander telefoniert.", stelle ich mich mit einem lächeln auf den Lippen vor. Wie peinlich ist das denn.... jetzt wäre ich fast an ihm vorbei gelaufen.

"Hey, kein Problem, Herr Iduna", antwortete ich dem Mann, der wohl anscheinend mein neuer Chef war, "ich bin selbst gerade erst angekommen. Muss anstrengend sein, das Personal von einem Hotel dieser Größe zu verwalten, nicht? Kein Wunder, dass da mal was dazwischenkommt." Ich lächele ihn freundlich an, ich denke, das letzte, was der Mann jetzt braucht, ist ein herumnörgelnder Gast. Aber dazu habe ich ja eigentlich auch gar keinen Grund, er scheint mir recht sympathisch zu sein.

Ein Glück jemand der freundlichen Sorte. Innerlich atme ich auf. "Es ist was völlig neues, wenn man aus einer anderen, ich sag mal, Welt stammt.", lächle ich. "Aber es macht Spaß, die verschiedensten Leute zu treffen. Sofern man nicht gerade hinterm Schreibtisch feststeckt." Ich mache eine Geste in der Lobby rum. "Möchten Sie ihr Gepäck auf ihr Zimmer bringen, sofern sie hier eins angemietet haben?"

Eine andere Welt... aus welcher Branche er wohl kommt? sieht aus wie jemand, der von jungen Mädels bewundert wird, vielleicht ein Schauspieler? Könnte auch Musiker sein... Naja, egal, was kümmert's mich.
"Ja, bitte. Ich habe ein Zimmer gemietet, aber ich habe keine Ahnung, welches es ist, geschweige denn wie ich da hinkomme. Schlüssel, Schlüsselkarte oder dergleichen habe ich auch noch nicht, wäre sehr nett, wenn Sie mir da weiterhelfen könnten."

"Hätten Sie mir das gleich gesagt." meine ich getroffen. "Selbstverständlich." meine ich dann eifrig und ziehe einen Schlüssel aus meiner Jacketttasche. "Folgen Sie mir." Ich muss immer noch, so lange ich hier bein den Drang wieder stehen, die Leute zu Duzen. Ich gehe rüber zur Theke und öffne mit dem Schlüssel eine Schublade. Ich ziehe sie heraus und eine tatstur kommt zum Vorschein. Dann schalte ich den Monitor an. "So.. dann wollen wir mal schauen....", murmel ich vor mich hin und beiße mir auf der Lippe rum, was unprofessionell wirkt.Aber ich bin ja auch nur ein Mensch "Genau hier. ", sage ich mehr an mich selbst gewandt. Ich drucke ein Zettel aus. "Einfach hier unterschreiben, das sie sie Schlüsselkarte bekommen haben", ich Schiebe ihm das Blatt rüber und passend dazu ein Kuli.

"Alles klar", sage ich und nicke. Ich nehme den Kuli in die Hand und setze meine Unterschrift auf das Papier, das Herr Iduna mir gegeben hatte. "So." Danach händige ich es ihm wieder aus und nehme die Karte an mich. Doch wo genau ich jetzt hin muss, weiß ich immer noch nicht. "Entschuldigung, aber wo genau geht es denn jetzt lang?" frage ich ihn. Als ich sein müdes Gesicht sehe, füge ich hastig hinzu: "Also, ein kurze Wegbeschreibung würde mir reichen. Sie brauchen mir den Weg nicht persönlich zu zeigen, wenn Sie nicht wollen."

"Ist schon in Ordnung. Das ist mein Job. Ich zeige es ihnen gerne.", sage ich freundlich und verschließe wieder alles. "Ich schlage vor, wir neben den Fahrstuhl in den zweiten Stock." Ich ziehe mein Jackett aus. Bis auf uns ist ja nun keiner hier und den ersten bleibenen Eindruck habe ich hinterlassen. Ich lege es mir über den Arm. "Soll ich ihnen vielleicht helfen?", ich deute auf seine Koffer. Für heute reicht es damit die Persönlichkeit verstellen, ich habe darauf keine Lust mehr.

"Ähm, vielen Dank, aber ich denke das ist nicht nötig. Sie sehen sowieso schon etwas... überarbeitet aus", erwidere ich und schaue ihm aufmunternd ins Gesicht. Um ehrlich zu sein, das scheint keine bloße Überarbeitung zu sein - er sieht mehr danach aus, als hätte er irgendwelche anderen emotionalen Konflikte. Ich will ihn jetzt wirklich nicht unnötig beanspruchen, andererseits, vielleicht lenkt ihn die Arbeit von seiner schlechten Laune ab. "Außer natürlich, Sie wollen ihren neuen Barkeeper auf dem Weg ein wenig kennenlernen", sage ich schmunzelnd und ließ ihm so die Wahl, ob er mich nun wirklich begleiten will oder nicht.

Ich strubbel mir durchs Haar. "Wäre eine sehr gute Gelegenheit, das stimmt." nicke ich. "falls ihnen nicht zu aufdringlich bin." ergänze ich grinsend und laufe zum Fahrstuhl. Ein kleiner Ton ertönt, als der Fahrtsuhl ankommt. "Wollen wir?"